Auf dem steinigen Weg zurück in die Normalität hat Christine
Lindemann gelernt, die kleinen Dinge des Alltags zu schätzen.
Kein Wunder, dass der deutschen Handball-Nationaltorhüterin
ihre Teilnahme an der EM in ihrer Wahlheimat fast wie ein
Wunder vorkommt.
"Ich bin unheimlich happy, dass ich dabei bin, denn ich
kann längst nicht mehr so viel trainieren wie früher", erklärt
die unter den Nachwirkungen des Pfeifferschen Drüsenfiebers
leidende Lindemann, deren größter Gegner längst nicht mehr das
Kollektiv der wurfgewaltigen Russinnen sondern vielmehr der
eigene unberechenbare Körper ist.
Erst im Februar 2002 feierte die 1,88 m große Lindemann ihr
Comeback nach 18-monatiger Leidens- zeit und wollte zur EM
eigentlich nur als Torwarttrainerin reisen. Doch mittlerweile
ist ausgerechnet die beim dänischen Klub Randers HK unter
Vertrag stehende 32-Jährige eine der wenigen
Hoffnungsträgerinnen im deutschen EM-Kader.
"Tine bringt viel Routine mit, wenngleich sie im Training
nicht voll belastbar ist", weiß Bundestrainer Ekke Hoffmann um
das angegriffene Immunsystem der Keeperin. Natürlich sind die
Symptome längst nicht mehr so beängstigend wie im August 2000,
als ihr Puls beim Gang zum Briefkasten auf 200 Schläge
schnellte und sie sich "kaum auf den Beinen halten konnte,
weil die Muskeln nicht reagierten".
Doch plötzliche Fieberschübe mit unkontrollierbaren
Schwächeattacken sind in regelmäßigen, wenn auch nicht
absehbaren Abständen Lindemanns Begleiter - und werden es wohl
auch ein Leben lang bleiben. "Die Krankheit hat meinen Alltag
total umgekrempelt", betont sie ohne jedes Selbstmitleid: "Um
Allergien zu vermeiden, habe ich die Ernährung umgestellt. Ich
backe zum Beispiel mein eigenes Brot und benutze ein
spezielles Wasser."
Lindemann hat schnell gelernt, das Schicksal anzunehmen
statt zu hadern. Ihr Ehrgeiz im allgemeinen und der Handball
im besonderen dienten ihr in den schweren Stunden als
Motivationshilfe. Deshalb freut sich die Hobby-Fotografin,
dass sie seit Anfang des Jahres zumindest eine der zwei
täglichen Train
Erscheinungsdatum: Samstag 07.12.2002
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