Die Welt der Tine Lindemann
Die Torfrau schwärmt von unbegrenzten Möglichkeiten für
Handball in Dänemark
Handball ist in Dänemark allgegenwärtig und fest ins Leben
eingebunden. So wie Fußball in Deutschland. Sendungen wie ran in
SAT 1 werden in Dänemark als Frauenhandball-Version ausgestrahlt.
Durch die Erfolge der Nationalmannschaften genießt unser Sport ein
hohes Ansehen. Das wirkt sich auch auf den Schulalltag aus. Oft
kommen Jugendliche vorbei und interviewen uns für
Schülerzeitungen, Hausaufgaben oder innerhalb einer Projektwoche,
um alles über unsere Lebensweise, Ausbildung und das Training zu
erfahren.
Einige Schulen bieten sogar Handball als Fach an. Dort werden
fünf Stunden in der Woche unterrichtet. Dabei arbeiten die Schulen
besonders eng mit den Vereinen zusammen, damit die Spielerinnen
Ausbildung und Handball unter einen Hut bringen können.
Erstaunt war ich, als ein Schüler bei Randers HK ein
Berufspraktikum als Handballtrainer absolvierte. Einige Zeit
später bekamen wir noch eine Praktikantin, diesmal im Berufsfeld
Handballspielerin. Da musste ich an meine Schule denken. Was die
wohl gesagt hätten, wenn ich das damals vorgeschlagen hätte ... ?
In Dänemark ist unser Sport als Beruf anerkannt. Es gibt zum
Beispiel eine Spielergewerkschaft, die die Rechte der Aktiven
vertritt und einen gewissen Standard und Seriosität der Klubs
gewährleistet.
Die Trainer kooperieren hier übergreifend im Interesse der
Weiterentwicklung des Spiels und starker Nationalmannschaften. Das
führt zu einer guten technischen und taktischen Ausbildung. So
wird im Angriff die ganze Breite des Spielfeldes genutzt, um durch
die fintenstarken und wurfvariablen Akteure viel Druck aufzubauen.
Hinten kann man manchmal in einem Spiel vier verschiedene
Abwehrsysteme einer Mannschaft beobachten.
Es wird eben nach dem Motto "Alles ist möglich" Handball
gespielt. Genau, wie es auch sonst der dänischen Mentalität
entspricht.
Tine Lindemann, die 31-jährige Torfrau spielte 130 Mal für
Deutschland. Nach einer überstandenen Erkrankung am Pfeifferschem
Drüsenfieber steht sie inzwischen wieder im Tor des dänischen
Erstligisten Randers HK.
aus: HANDBALL MAGAZIN 4/2002
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