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Deutsche Auswahl mit starker Leistung gegen Rußland
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Eine gute Leistung bot heute die deutsche Auswahl in ihrem
Auftaktmatch der EM gegen Rußland. Lange Zeit konnte die
Mannschaft von Ekke Hoffmann das Spiel offen gestalten und
zeigte durchaus sehenswerte Aktionen. Bis zum 22:20 zehn
Minuten vor dem Ende durfte man soagr auf einen Punktgewinn
hoffen, dann nutzten die Russinnen die deutschen Fehler aber
schonungslos aus und unterstrichen, warum sie Titelanwärter
Nr. 1 sind. Das 22:25 dürfte der deutschen Auswahl aber
Hoffnung geben, vielleicht schafft man ja morgen gegen
Norwegen die Sensation.
Die deutsche Auswahl startete nervös in das Turnier. Nach
einem Fehlwurf von Nikola Pietzsch sorgte Torhüterin Tine
Lindemann mit einem gehaltenen Siebenmeter für die erste
positive Aktion im deutschen Spiel. In den ersten zehn Minuten
fanden die positiven Aktionen allesamt in der deutschen
Defensive statt, die zunächst lediglich mit der russischen
Kreisläuferin Loudmila Bodnieva größere Probleme hatten, in
den ersten fünf Minuten holte Bodnieva gleich drei Siebenmeter
heraus. Aber auch mit Bodnieva kam man mit der Zeit immer
besser klar, vollkommen ausschalten kann man eine solche
Spielerin allerdings nicht. Lediglich einen Feldtreffer und
drei Tore insgesamt hatte man in den ersten zehn Minuten
gefangen, gegen den amtierenden Weltmeister sicherlich ein
positives Ergebnis, hätte man nur selbst in der Offensive ein
wenig mehr Durchschlagskraft aufzuweisen gehabt. Nicht ein
Treffer gelang in den ersten neun Minuten, insbesondere der
Rückraum blieb immer wieder in der russischen Deckung hängen,
nicht nur in der Anfangsphase fehlte hier einfach die
Durchschlagskraft. Die eingebürgerte Nürnbergerin Corinna
Christenau, die für die Durchschlagskraft aus dem Rückraum
sorgen sollte, gehörte heute übrigens nicht zu den vierzehn
nominierten Spielerinnen und kam nicht zum Einsatz.
Torhüterin Christine Lindemann setzte dann auch in der
Offensive das erste Zeichen, mit einem langen Paß bediente sie
Heike Schmidt, die im Gegenstoß nach fast zehn Minuten den
ersten deutschen Treffer erzielen konnte. Dieser Treffer hatte
Signalwirkung, wieder ein langer Paß von Lindemann, diesmal
vollendet Melanie Wagner. Kurz darauf dann auch der erste
Treffer aus einem Positionsangriff und die deutsche Auswahl
hatte zum 3:3 ausgeglichen. Von nun an agierte die deutsche
Auswahl gleichwertig, in der Defensive stand man gut, zudem
profitierte man oftmals von den Offensivfouls der Russinnen.
Und auch ind er Offensive lief der Ball nun gut, die
Positionen wurden gut gewechselt. Pietzsch mit einem
herrlichen Rückraumwurf und danach Schmidt vom Kreis sorgten
für den Ausgleich. Kurz darauf zeigte sich dann Nadine Krause
sogar für die erste deutsche Führung verantwortlich, kurz
zuvor hatte sie Schmidt mit einem herrlichen Paß in Szene
gesetzt. Die Russinnen ließen sich aber keineswegs beirren udn
eroberten sich die Führung wieder zurück. Kurz vor der
Halbzeit sorgte Anika Ziercke mit einem herrlichen Heber über
den Kopf von der Linksaußenposition für das vermeintliche
11:12 aus deutscher Sicht, doch die ansonsten gut leitenden
Henrik La Cour Bruun und Jens Carl Nielsen aus Dänemark
versagten dem Treffer die Anerkennung.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit sah es dann so aus, als
könnten die Russinnen ihrer Favoritenrolle gerecht werden. Die
junge Emilia Turey, die überraschend doch zum Aufgebot von
Trefilov gehörte, sorgte kurz nach der Halbzeit für das 13:10
und kurz darauf baute Irina Poltoratskaya in Unterzahl die
Führung sogar auf 15:11 aus. Der deutschen Auswahl unterliefen
in dieser Phase einfach zuviele leichte Fehler, im Abspiel
sowie im Abschluß. Dank einiger guter Offensivaktionen kam das
Team von Ekke Hoffmann noch einmal auf 16:14 heran, doch
spätestens beim 20:15 schien die Entscheidung zu Gunsten des
Weltmeister gefallen zu sein. War sie aber nicht, denn die
deutsche Mannschaft gab sich keineswegs auf.
In der Defensive stand man weiterhin gut und in der
Offensive agierte man weiterhin mit viel Bewegung und
kompensierte die fehlende Durchschlagskraft aus dem Rückraum
vor allem durch die glänzend aufgelegten Außen. Insbesondere
Melanie Wagner agierte wie entfesselt und war von ihren
Gegenspielern nicht mehr zu halten. Über 20:17 verkürzte man
auf 21:19 und acht Minuten vor Spielschluß gelang Melanie
Wagner im Gegenstoß sogar der Anschluß zum 21.22. Sollte der
Auswahl von Ekke Hoffmann heute die Sensation gelingen und man
der russischen Auswahl einen Punkt abnehmen können?
Doch mit einem Punkt durfte die deutsche Mannschaft die
heutige Leistung am Ende nicht krönen. Nadine Härdter
scheiterte unter Bedrängnis von der Linksaußenposition und auf
der anderen Seite sorgte Oxana Pal nach einer Körpertäuschung
für das 23:21. Heike Ahlgrimm scheiterte nun mit einem
schwachen und überhasteten Wurf, insgesamt standen neun Würfen
kein Treffer gegenüber. Auf der Gegenseite erobert sich
Loudmila Bodnieva mit ihrer ganzen Erfahrung und viel Glück
einen Abpraller und verwandelt diesen zum vorentscheidenden
24:21. In den letzten Minuten versuchte sich die deutsche
Mannschaft noch einmal aufzubäumen, doch die routinierten
Russinnen brachten die Führung problemlos über die Zeit. Die
deutsche Auswahl konnte das Parkett trotz der Niederlage mit
erhobenem Haupt verlassen, denn im Endeffekt schlug man sich
besser als erwartet und kann den beiden folgenden
Gruppenspielen positiv entgegensehen.
Stimmen nach dem Spiel:
Ekke Hoffmann:
«Ich bin realistisch. Mein Ziel war es, an Russland dran zu
bleiben. Das ist uns gelungen. Beim 22:21 fehlte uns aber die
Entschlossenheit und Cleverness. Insgesamt aber ist das kein
Grund zur Enttäuschung.»
Evgeni Trefilow:
«Wir haben zu viele Fehler gemacht, und ich bin heilfroh,
dass wir dieses Eröffnungsspiel gewonnen haben».
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Erwartete Niederlage gegen Russland
Die starke Keeperin Christine Lindemann hielt zwei
Siebenmeter
Farum - Trotz guter Leistung haben Deutschlands
Handballerinnen zum Auftakt der 5. Europameisterschaft in
Dänemark die erwartete Niederlage kassiert.
Der EM-Neunte von 2000 unterlag Weltmeister Russland in
Farum mit 22:25 (10:12) und verpasste als selbsternannter
Außenseiter der Gruppe C eine Sensation nur knapp.
Vor rund 500 Zuschauern in der Farum Arena waren Melanie
Wagner (Buxtehuder SV/7 Tore) und Ingrida Radzeviciute (HC
Leipzig/4) die erfolgreichsten Werferinnen der DHB-Auswahl,
die dem Favoriten lange Zeit Paroli bot, aber im 60. Vergleich
mit Russland dennoch die 37. Niederlage hinnehmen musste.
Erster Treffer erst nach 10 Minuten
Bereits am Samstag wartet auf das Team von Bundestrainer
Ekke Hoffmann im WM-Zweiten Norwegen (16.30 Uhr/live im DSF)
der nächste harte Brocken binnen 22 Stunden, ehe am Sonntag
gegen den EM-Zehnten Spanien (18.30) das vermeintliche
Schlüsselspiel um die Qualifikation für die Hauptrunde
ansteht.
Die ohne die verletzten Leistungsträgerinnen Grit Jurack (Ikast
Bording) und Milica Danilovic (TV Lützellinden/beide
Kreuzbandriss) angetretene deutsche Mannschaft erwischte einen
schlechten Start und kam erst nach zehn Minuten zum ersten
Treffer durch Spielführerin Heike Schmidt vom VfL Oldenburg.
Doch dank einer aggressiven 6:0-Deckung vor der glänzend
aufgelegten Keeperin Christine Lindemann (Randers
HK/Dänemark), die neben zwei Siebenmetern acht
"Hundertprozentige" entschärfte, konnte der schnelle Rückstand
sogar in eine 7:6 (19.)-Führung umgemünzt werden.
"EM als Zwischenstation"
Die mögliche Überraschung gegen die keineswegs
überzeugenden Russinnen machte sich die Hoffmann-Sieben in der
entscheidenden Phase der zweiten Halbzeit durch technische
Unzulänglichkeiten und überhastete Abschlüsse zunichte.
Der Weltmeister nutzte dies, um nach dem Wechsel auf 20:15
(44.) davonzuziehen und verlor auch nicht die Nerven, als
Deutschland noch einmal auf 21:22 (52.) herankam.
Die Enttäuschung über die knappe Niederlage hielt sich
dennoch in Grenzen. "Für uns ist die EM eine Zwischenstation
auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2004 in Athen", meinte
Hoffmann, der das Erreichen der Hauptrunde bereits als
"Erfolg" werten würde.
Die jeweils ersten Drei der insgesamt vier Vierergruppen
schaffen den Sprung in die Runde der letzten zwölf Teams.
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Deutsche Handballerinnen unterliegen Russland
Farum (dpa) - Die deutschen Handballerinnen sind trotz
einer Auftaktniederlage hoffnungsvoll in die
Europameisterschaft in Dänemark gestartet. Gegen den
favorisierten Weltmeister Russland unterlag die Auswahl des
Deutschen Handball-Bundes (DHB) in Farum nach einem
couragierten Auftritt nur mit 22:25 (10:12).
Von Olaf Bruchmann, dpa
Im Eröffnungsspiel der Vorrundengruppe C war das Team von
Bundestrainer Ekke Hoffmann den körperlich überlegenen
Russinnen lange Zeit ebenbürtig und verlor erst nach hartem
Kampf.
Beste Spielerin bei den Deutschen war vor 500 Zuschauern
Torhüterin Christine Lindemann vom dänischen Erstligisten
Randers HK, zur erfolgreichsten Werferin avancierte Melanie
Wagner (Buxtehude/7). Für Russland traf Irina Poltoratskaja
(5/2) am besten.
Das 60. Aufeinandertreffen der beiden Teams endete mit der
erwarteten und einkalkulierten 36. Niederlage gegen das
russische Team, das nahezu in gleicher Besetzung antrat wie
beim WM-Gewinn in Italien vor einem Jahr. Doch nur selten
zeigte der Favorit das gewohnte Tempo und die befürchtete
große Durchschlagskraft. Erfolgs-Trainer Jewgeni Trefilow
monierte das lautstark am Spielfeldrand.
Von Beginn an war die Partie von vielen technischen Fehlern
auf beiden Seiten geprägt und lange ausgeglichen. Kein Team
vermochte die unübersehbaren Schwächen des anderen
entscheidend zu nutzen. Mit einem kurzen Zwischenspurt jedoch
zog Russland auf 19:14 davon, um dann gleich wieder einen Gang
zurückzuschalten. Die DHB-Auswahl kam, vor allem Dank einer
guten Melanie Wagner auf Rechtsaußen, erneut bis auf 21:22
(53.) heran und vergab anschließend den möglichen Ausgleich.
In der Schlussphase setzte sich die größere Routine und
Cleverness der Russinnen durch.
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"Nicht mal zum Briefkasten geschafft"
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Gestern Abend hatten zwei deutsche Spielerinnen einen ganz
großen Tag in Reihen der DHB-Frauen im EM-Eröffnungsspiel
gegen Russland erwischt: Neben Buxtehudes Melli Wagner, die
sich seit Wochen in Hochform befindet, glänzte Torfrau Tine
Lindemann. Diese starke Leistung der 32-jährigen Keeperin wäre
noch vor kurzem undenkbar gewesen. Schließlich leidet
Lindemann seit August 2000 am tückischen Pfeifferschen
Drüsenfieber. "Es gab Zeiten", erklärte sie jetzt gegenüber
der Berliner Morgenpost, "da habe ich es nicht mal zum
Briefkasten geschafft."
Man fragt sich jetzt natürlich, wie jemand für Deutschland
spielen kann, der diese schwere Krankheit noch immer nicht
besiegt hat. Schließlich geht den sportinteressierten
Zuschauern das Beispiel des Fußballprofis Olaf Bodden vom TSV
1860 München nicht aus dem Kopf, der ebenfalls am
Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte und seine Karriere
daraufhin beenden musste. Lindemann kann heute wieder im Tor
stehen, da sie ständige Ruhe und eine erfolgreiche Heilpraktik
genießen durfte. In diesem Februar gab sie für ihren Club
Randers dann ihr Comeback. Trotzdem muss sie auch heute noch
kürzer treten. Mehr als einmal täglich zu trainieren ist
einfach nicht drin. "Es ist nicht mehr so wie früher", sagt
sie.
Mit jetzt 142 Länderspielen hat Lindemann nach Kathrin
Blacha (151) die zweitmeisten Auswahlspiele für Deutschland
absolviert. Außerdem erreichte die gebürtige Munsteranerin
fünf deutsche Meisterschaften, einen Europacupgewinn sowie die
WM-Bronzemedaille 1997. Doch das alles zählt für sie heute
kaum noch. Es sind die kleinen Dinge des Lebens, die für
Lindemann mittlerweile entscheidend sind, wie z.B. "wenn die
Sonne scheint und ich spazieren gehen kann, ohne völlig kaputt
zu sein. Im Handball freue ich mich einfach nur über jedes
Spiel, das ich noch machen kann". Bundestrainer Ekke Hoffmann
weiß jedenfalls, was er an Lindemann hat: "Ich bin froh, dass
sie bei der EM dabei ist, auch wenn sie nicht mehr das
Potenzial von früher hat." Zum erklärten Ziel der Deutschen
bei dieser EM (Erreichen der Zwischenrunde) erklärte die
32-Jährige: "Auf dem Papier ist das wohl nicht möglich, aber
auf dem Papier dürfte nach anderthalb Jahren Krankheit nix
rauskommen - trotzdem hab ich super gehalten." Mal schauen, ob
sich die "Papierform" heute gegen Norwegen nicht mal irrt. |
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